Gestern ging für mich die Nasenworkshop-Reihe mit Viviane Theby und Michaela Hares bei der Tierakademie Scheuerhof zu Ende. Worum es dabei ging und was ich alles erfahren habe, möchte ich heute berichten.
Wie wird man zum Schüffelexperten?
Die Nasenarbeits-Reihe besteht aus diversen Webinaren und Praxiswochenenden zu verschiedenen Themen aus der Nasenarbeit:
- Verlorensuche
- Suche nach einem bestimmten Geruch
- Spurensuche
- Mantrailing / ID-Tracking
- Geruchsunterscheidung
- Signalkontrolle in der Nasenarbeit
Ziel der Reihe ist nicht, dass der Hund perferkt ausgebildet wird. Vielmehr soll der Mensch möglichst viel zur Nasenarbeit lernen und wird mit dieser Fortbildung in die Lage versetzt, die Nasenarbeit wirklich gut zu trainieren.
Was macht Nasenarbeit so besonders?
Für den Hund
Meine Cleo ist ja so ein kleines Arbeitstierchen, die wirklich super gerne mitmacht. Egal, ob Grundgehorsam oder Tricks, Dogdance oder Wasserspiele, sie ist für alles zu haben und immer begeistert.
Aber bei der Nasenarbeit leuchten ihre Augen. Da kommt es auch vor, dass sie anfängt zu zittern, wenn es nicht schnell genug los geht. Da ist sie mit so einer Begeisterung dabei, dass ich immer staune, wie perfekt sie da die Sachen macht, die sonst nicht so ganz ihre Stärke sind (z.B. warten 😉 ).
Die Nase ist nun mal DER Nummer 1 Sinn des Hundes. Ich sage immer: Was für uns die Augen sind, ist für den Hund die Nase. Ich freue mich total, wenn meine Hunde glücklich sind und deshalb gönne ich ihnen gerne ihre Nasenarbeit.
Und Leckerchen suchen kann sogar noch meine 13jährige Jule! Sogar in fließendem Gewässer und hat dabei einen Riesenspaß.
Für den Menschen
Ich finde inzwischen, es gibt (fast) nichts Spannenderes als Nasenarbeit!
Da wir nicht sehen können, was der Hund riecht und somit auch unmöglich wissen können, was genau er verknüpft, ist es auf der einen Seite unglaublich schwierig, zu beurteilen, ob man überhaupt das Richtige belohnt.
Auf der anderen Seite macht genau das Nasenarbeit so spannend!
- Wie kann ich das Training so gestalten, dass mein Hund das lernt, was ich möchte?
- Was kann ich tun, um herauszufinden, ob er das auch wirklich gelernt hat?
- Wie kann ich mein Training verändern, wenn ich merke, dass der Hund etwas ganz anderes verknüpft hat?
- Was muss ich alles trainieren, um wirklich sicher zu sein, dass der Hund es im Einsatz (wenn ich nicht nur zur Beschäftigung Nasenarbeit mache) kann?
- Wie kann ich dafür sorgen, dass ich keine unbewussten Hilfen gebe?
- ,,,
Diese und viele weitere Fragen muss man sich im Training stellen. Wir müssen dem Hund ja nicht das Riechen beibringen. Das kann er schon. Wir müssen ihm klar machen, was wir von ihm wollen. Also wofür genau er jetzt gerade seine fantastische Nase einsetzen soll.
Und im Gegensatz zu einem Sitz oder bei Fuß gehen sehen wir nun mal nicht, ob wir gerade das Richtige belohnen. Deshalb all diese Fragen.
Für alle Beteiligten
Nasenarbeit ist so vielseitig und abwechslungsreich, dass es niemals langweilig wird. Man kann Nasenarbeit wirklich überall machen. Es braucht nicht viel Aufwand – naja, kommt natürlich drauf an, was genau man macht. 🙂 🙂 🙂
Man kann ja nicht nur zwischen den verschiedensten Suchen abwechseln. Man hat ja auch innerhalb einer Suchart hunderte Möglichkeit. Nehmen wir nur mal die Verlorensuche nach Gegenständen, die jeder leicht beim Gassigehen einbauen kann.
Um nur mal ein paar Variationen aufzuführen, damit du siehst, wie vielseitig das ist: Unterschiedliches Wetter, unterschiedliche Gegenstände, unterschiedliches Gelände, Gegenstände von anderen Menschen, Gegenstände, die schon länger liegen, Gegenstände, die vergraben sind, usw. usw. – da könnte man schon ein ganzes Jahr für Abwechslung sorgen.
Und Nasenarbeit ist oft hilfreich. Ob ein Hund verlorene Menschen, Haustiere oder Gegenstände sucht, Unterzuckerung oder drohende Anfälle anzeigt oder zum Aufspüren von Trüffeln, Schimmel oder Bettwanzen eingesetzt wird – die Hundenase kann also auch eine tolle Unterstützung für den Menschen sein.
Was macht die Ausbildung auf dem Scheuerhof so besonders?
Kompetenz
Natürlich das unglaubliche Wissen und die Erfahrung von Michaela und Viviane. Das ist auf jeden Fall ein Faktor, den sie vielen anderen voraus haben.
Michaela hat schon viele erfolgreiche Verlorensuchen hinter sich, sie hat ihrem alten Hund beigebracht, verschiedene Mineralwassersorten zu unterscheiden und geht mit ihren Hunden auf Bettwanzensuche in Zusammenarbeit mit einem Schädlingsbekämpfer.
Hinzu kommt jahrelange Erfahrung mit Rettungshundearbeit, Mantrailing und ID-Tracking und ein ständiger Austausch mit sehr guten Trainern auf der ganzen Welt.
Zutaten statt Rezepte
Man bekommt als Teilnehmer keinen Weg vorgebetet. Vielmehr werden sehr viele Möglichkeiten vorgestellt, darüber diskutiert, ausprobiert. Anfangs ist es schon hart! Da ist man auf der Suche nach dem optimalen Trainingsweg für die ein oder andere Nasenarbeitsaufgabe und bekommt den nicht. Stattdessen lernt man ganz viele Wege kennen.
Und die Erkenntnis, dass es DEN Weg leider nicht gibt, macht es auch wieder so spannend. Was beim einen Hund gut funktioniert, klappt beim nächsten überhaupt nicht. Durch die Vermittlung der vielen Möglichkeiten schwirrt anfangs ganz schön der Kopf – aber das Gute ist, dass man so in die Lage kommt, mit allen Hunden gut arbeiten zu können. Denn man hat immer noch etwas auf Lager, wenn andere aufgeben und nicht mehr weiter wissen.
Kritisch hinterfragen macht den Unterschied aus
Was für mich den wichtigsten Unterschied ausmacht, ist das kritische Hinterfragen!
Gerade bei der Nasenarbeit kann man sich wirklich wunderbar „in die Tasche lügen“. Man macht das nicht mal absichtlich! Aber wenn man nicht um die Tücken weiß, kommt man gar nicht auf die Ideen, was der Hund so alles gelernt haben könnte.
Und da es ja uns Menschen Spaß macht, wenn es klappt, gestalten wir die Aufgaben dann auch gerne so, dass sie klappen. Wie gesagt, gar nicht bewusst. Es passiert einfach, man merkt es nicht.
Und wenn ich eins wirklich gelernt habe bei den Nasenmodulen auf dem Scheuerhof ist es das kritische Hinterfragen und das Stellen immer neuer Fragen an den Hund, um so gut wie möglich abzusichern, dass der Hund wirklich das verknüpft hat, was ich wollte.
Spaß und viele nette Menschen und Hunde
Ich lache gerne und möchte immer Spaß haben beim Training. Und meinen Hunden soll es genauso gut gehen wie mir. Wir waren eine tolle Truppe und haben nicht nur viel gelernt, sondern auch viel gelacht. So muss das sein.
Deshalb von dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Michaela und Viviane und Katja Krauß, die als Gastreferentin bei Modul 2 war, dass ihr euer Wissen so bereitwillig zur Verfügung stellt und ich das alles aufsaugen konnte.
Und natürlich ein Dank an die anderen Teilnehmer für ihre Offenheit, die tollen Diskussionen, die Unterstützung beim Training und den Austausch der Ideen. Das war wirklich eine tolle Truppe. 🙂
Na, und?
Warum berichte ich da jetzt so ausführlich drüber, fragst du dich vielleicht. Nun ja, es wird in Zukunft das ein oder andere Nasenprojekt geben und wenn du darüber informiert werden möchtest, weil du vielleicht auch Lust hast, deinen Hund zum Geldsuchhund auszubilden, ihn auf Trüffelsuche zu schicken oder einfach nur ab zu zu Spaß mit Nasenarbeit suchst, dann melde dich einfach bei mir.
Claudia
Claudia, das hast du super auf den Punkt gebracht. Auch von mir ein herzliches Dankeschön an dich und alle anderen Teilnehmer. Ich habe die Module mit euch auch sehr genossen. Wie gut, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren.