Februar 22

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DFIA: Darf der Hund das Spiel starten und beenden?

By Claudia Hußmann

Februar 22, 2021

Aufmerksamkeit, Ende, Hundeverhalten, interaktion, spielen, start

Hund spiel starten und beendenIch habe mal wieder eine tolle Frage bekommen, auf die ich in der Reihe „Du fragst – Ich antworte“ (DFIA) gerne eingehen möchte. Es geht darum, wer zum Spielen auffordern „darf“. Hund oder Mensch?

„Man liest ja immer, dass der Mensch das Spiel anfangen und beenden soll. Mir ist dazu folgendes aufgefallen:

Wenn unsere Hündin Lust hat zu spielen, dann spielt sie mit uns. Bringt zum Beispiel Bälle oder Kuscheltiere. Wenn sie fertig ist mit Spielen, ist sie fertig. Punkt. 

Wenn ich ihr Bällchen oder sonst was zum Spielen anbiete, obwohl sie gerade nicht im Spielmodus ist, lässt sie das Bällchen Bällchen sein. Das interessiert sie dann NULL. Macht aber doch gar keinen Sinn aus meiner Sicht, dem Hündchen das Spiel aufzudrängen. Macht doch mehr Spaß, wenn sie dazu Lust hat. 

Jetzt die Frage: Machen wir da einen Fehler?“

Eine spannende Frage, finde ich. Und möchte darauf eine kurze und eine lange Antwort geben.

Kurze Antwort

Wenn der Hund nicht anfängt zu nerven, wenn man dann nicht auf sein Spiel eingeht, finde ich es nicht schlimm, wenn der Hund das Spiel startet.

Lange Antwort

Keine Sorge vor der Übernahme der Weltherrschaft

Tatsächlich sind manche Menschen offenbar der Meinung, dass der Hund die Weltherrschaft übernimmt, wenn er zum Spiel auffordert oder – fast noch schlimmer – wenn nicht der Mensch sagt, dass jetzt Schluss ist.

Das Ganze ist aus meiner Sicht etwas komplexer.

Wer sollte das Spiel beenden?

Starten wir mit dem Beenden des Spiels. Früher – in manchen Kreisen sogar heute noch – hieß es: „Du darfst den Hund auf keinen Fall gewinnen lassen. Dann ist er der Boss. Und du hast für immer verloren.“

Mach dir da keine Sorgen. Wenn dein Hund keinen Bock mehr hat, lässt er dir eh das Spielzeug. Wenn du keine Lust mehr hast und es einfach dem Hund überlässt, hat das keine Auswirkungen auf den Rückruf, die Leinenführigkeit oder die Weltherrschaft. Niemand zwingt dich, so lange mit dem Hund zu spielen, bis er nicht mehr mag. Wenn du früher aufhören möchtest, hörst du einfach auf. Das sollte funktionieren, sonst würde ich das mal üben. Denn dann hat das nichts mit dem Ende, sondern eher mit dem Start der Interaktion zu tun.

Diesbezüglich ist es also völlig egal, wer die Interaktion beendet.

Genau hinschauen lohnt sich

Könnte es dennoch eine Rolle spielen? Nun, ja. Wenn dein Hund das Spiel als Belohnung empfindet und du weiterspielst, wenn er zu grob wird oder jedes Mal aufhörst, wenn er es gerade besonders gut macht, darfst du dich nicht wundern, wenn sein grobes Verhalten zu- und das gute Verhalten abnimmt.

Deshalb macht es schon Sinn, sich darüber zumindest mal ein paar Gedanken zu machen, wenn es irgendwo nicht so läuft, wie du es gerne hättest. Denn eine versehentliche Strafe oder Belohnung wirkt genauso wie eine geplante.

Das gilt aber nicht nur für Spielen. Sondern darauf solltest du bei allen Interaktionen achten.

Wie sieht es mit dem Start aus?

Schauen wir uns den Start der Interaktion an. Die finde ich weitaus spannender.

Tatsächlich habe ich in meinem Hundetrainerleben Hunde kennengelernt, die ihre Familien – und letztlich sich selbst – tyrannisiert haben, weil sie das Spiel so vehement gefordert haben, dass niemand mehr zur Ruhe kam.

Neben den eigenen Menschen wurde auch jeder Besucher belästigt und der Hund selbst kam nur noch zur Ruhe, wenn gar kein Mensch da war oder seine Menschen schliefen.

Aufmerksamkeit heischendes Verhalten

Hund spiel zuvielDas sind natürlich Extremfälle. Aber es ist klug, es nicht so weit kommen zu lassen. Wenn du nicht mehr in Ruhe auf dem Sofa sitzen und einen Film schauen oder ein Buch lesen kannst, weil dein Hund dir dauernd sein Spielzeug aufdrängt, anfängt zu bellen oder dich anzuspringen, wenn du nicht reagierst, solltest du wirklich darauf achten, dass du das Spiel startest.

Es geht zumindest für einige Zeit nur noch los, wenn du das Startsignal gibst. Vielleicht musst du sogar für ein paar Tage oder Wochen mal die Spielis wegräumen, bis es gut funktioniert.

Der Hund lernt dabei nämlich auch, wie er es schafft, dich dazu zu bringen, dass du so funktionierst, wie er das gerne hätte. Der Hund will Gassi gehen? Er nervt so lange, bis du aufstehst und mit ihm rausgehst.

Du willst dich unterhalten, aber es ist nicht möglich, weil dein Hund sich vor dich stellt und dich anbellt, damit du ihm deine Aufmerksamkeit schenkst.

Man nennt das Aufmerksamkeit heischendes Verhalten. Das kann wirklich so weit gehen, dass es im Alltag massiv störend ist.

Ich hatte eine Kundin, die konnte nicht mal mehr telefonieren. Sobald sie den Hörer ans Ohr nahm, fing ihr Hund an, vor ihr zu tänzeln und in den schrillsten Tönen zu kläffen. Er hatte gelernt, dass Frauchen dann aufhört und sich um ihn kümmert. Auf Dauer nicht wirklich lustig.

Du siehst, der Start der Interaktion kann sich tatsächlich massiv auswirken.

Da du das jetzt aber weißt und ganz sicher nicht in diese Falle tapst, ist es überhaupt nicht schlimm, wenn dein Hund mal mit seinem Spieli kommt und dich zum Spielen auffordert oder mal Bescheid sagt, dass es echt klasse wäre, wenn ihr zum Gassigehen aufbrecht.

Fazit

Falsch oder richtig gibt es nicht. Schau dir das Verhalten deines Hundes an. Und dann entscheide selbst, was für dich und deinen Hund passt. Es sollte immer ein vernünftiges Miteinander sein.

Claudia

Claudia Hußmann

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