"Es gibt folgende Schwierigkeit: Mein Hund setzt sich zwar in 9 von 10 Fällen sofort auf das Sichtsignal hin. Sobald ich versuche, Markersignal 'Topp'&Leckerli herauszuzögern, legt er sich aber hin. Ich schaffe es zwar schon, ihn ohne Leckerli wieder hoch ins Sitz zu locken, aber er wirkt dann immer sehr verwirrt, und scheint nicht zu kapieren, was das alles soll, denn beim nächsten Mal legt er sich gleich wieder hin. Und wenn sich das wiederholt, fängt er an, frustriert zu winseln.
Deshalb gebe ich dann doch immer wieder Topp&Leckerli sofort nach dem Hinsetzen, um das Richtige zu belohnen. Er bleibt dann auch sitzen und wartet auf weitere Leckerlis. Aber wenn der Abstand zwischen ihnen zu groß wird, legt er sich halt doch wieder hin.
Was rätst du in diesem Fall, wie sollen wir das weiter üben?
Wäre eine Möglichkeit, das Hinsetzen sofort mit 'Topp' zu belohnen und dann die Zeit zwischen 'Topp' und Leckerli auszudehnen? Oder ist das nicht im Sinne des Erfinders?"
So besser nicht
Ganz klar: Nein, das ist nicht im Sinne des Erfinders.
Ich erkläre dir, warum du das nicht machen solltest.
Schauen wir uns die Situation an. Der Hund zeigt durch sein Verhalten, dass er das Signal für das Hinsetzen verstanden hat. So weit, so gut. Was Frauchen jetzt üben möchte, ist ein längeres Sitzenbleiben.
Also dehnt sie die Zeit bis zur Belohnung raus. Ist diese Zeit zu lang, geht es schief. Der Hund tut etwas anderes. Dieser Hund legt sich, es könnte genauso gut passieren, dass der Hund aufsteht. Denn sein Verhalten wird nicht mehr belohnt.
Finde den Fehler
Wo liegt der Fehler? Die Zeit wird zu schnell verlängert. Für uns sind vielleicht drei Sekunden nicht viel. Für einen Hund, der bisher immer sofort für das Hinsetzen belohnt wurde, ist das eine Ewigkeit.
Die Lösung
Die Lösung ist, den Trainingsschritt so klein zu machen, dass der Hund es schafft, also sitzen bleibt. Eine halbe Sekunde. Eine Sekunde. 1,5 Sekunden. 2 Sekunden.
Ganz wichtig dabei: Mach die Zeit nicht immer länger, sondern bewege dich innerhalb einer Bandbreite. Wenn die Dauer so um eine Sekunde ist, könnte das bei 10 Durchgängen so aussehen. 1 Sek., 0,5 Sek., 1,5 Sek., 1 Sek., 2 Sek., 1,5 Sek., 1 Sek., 2 Sek., 0,5 Sek., 2 Sek.
Ich zähle innerlich immer mit "Einundzwanzig". Das ist bei mir eine Sekunde. Will ich nach 0,5 Sek. Belohnen, zähle ich "Einund", sollen es zwei Sekunden sein, zähle ich "Einundzwanzig, zweiundzwanzig".
Macht der Hund es in 8 von 10 Fällen richtig, erhöhe ich die Bandbreite und bewege mich zwischen einer und drei Sekunden. Mit der Zeit wandert das Band immer weiter nach oben. Je länger die Zeit wird, umso größer mache ich das Band. Bin ich im Schnitt bei 8 Sekunden, liegt meine Bandbreite z.B. zwischen 5 und 10 Sekunden.
Macht der Hund es in 5 - 7 Fällen richtig, bleibe ich bei dem Schritt, bis ich mindestens 8 richtige Durchgänge habe.
Macht der Hund mehr als die Hälfte falsch, mache ich meine Abstände noch kleiner, damit er Erfolg hat.
Die Zeit zwischen Markersignal und dem Leckerli halte ich so kurz wie möglich und ich gebe das Leckerli dem sitzenden Hund. Ob du ihn für den nächsten Durchgang hoch lockst oder ihn sitzen lässt, ist deine Entscheidung. Wenn ich das sitzenbleiben üben möchte und der Hund sowieso sitzt, lasse ich ihn sitzen.
Und was, wenn er sich doch legt?
Die oben beschriebene Lösung, ihn aus dem Liegen wieder ins Sitz zu holen und dann sofort für das Sitz zu belohnen, ist - wie der Hund ja deutlich zeigt - sehr verwirrend für ihn.
Besser wäre es, ihn schon beim Ansatz des Hinlegens ganz hoch zu locken, ein oder zwei Schritte zu laufen und ganz neu zu starten. Also wieder mit dem stehenden Hund und dem Sitzsignal.
Keine gute Idee
Tja, und was ist jetzt mit dem Trick, die Zeit zwischen dem 'Topp' und dem Leckerli auszudehnen?
Ganz dumme Idee. Du versuchst damit, deine zu großen Trainingsschritte irgendwie in den Griff zu bekommen. Das wird nicht funktionieren. Was machst du, wenn der Hund sich nach dem 'Topp' hinlegt? Es kommt ja keine Belohnung. Wenn du ihn dann wieder hoch lockst und ihn fütterst, hast du alle Verhalten belohnt. Hinsetzen, dann legen und wieder hoch. Was wird der Hund beim nächsten Mal machen? Wird ja oben sehr schön beschrieben. Vielleicht denkt der Hund auch, dass es das Hinlegen war, was belohnt wurde. Wissen wir nicht genau.
Hinzu kommt, dass du dein Markersignal jedes Mal schwächst, wenn danach nicht die Belohnung kommt. Der Marker wird dann mit der Zeit nicht mehr zur Ankündigung für die Belohnung, weil dazwischen noch alles Mögliche passiert. Er verliert die Bedeutung für den Hund.
Fazit
Wenn der Trainingsschritt zu groß ist, bringt es nix, mit "faulen" Tricks die Situation zu retten. Gestalte dein Training so, dass dein Hund zwar gefordert, aber nicht überfordert wird. Dann wird er mit Freude mitmachen. Ohne Frust.
Mehr zum Markersignal, wie du das etablierst und wie du es anwendest, erfährst du in meiner kleinen Videoserie "Einführung ins Clickertraining".
Hat dir der Tipp geholfen? Hast du noch Fragen dazu?
Herzliche Grüße
Claudia