Was für eine Frage. Tatsächlich habe ich einen Moment gestutzt, dass ausgerechnet mir diese Frage gestellt wird. Wer mir schon länger folgt, weiß, warum. Aber es ist doch eine wunderbare Möglichkeit, auf das Thema einzugehen.
„Woran erkenne ich ob mein Hund kuscheln beziehungsweise Kontakt sucht oder mich kontrolliert?“
Kurze Antwort
Er sucht Kontakt. Wenn du auch Lust hast, dann kuschel mit ihm. Wenn du gerade nicht magst, dann lass es.
Lange Antwort
Wir Menschen sind schon merkwürdige Wesen. Unglaublich, was wir uns so alles ausdenken. Ich glaube, unsere Hunde würden sich kaputt lachen, wenn sie die kruden Gedankengänge kennen würden. Was genau soll der Hund denn kontrollieren?
Laut Wikipedia hat kontrollieren zwei Bedeutung:
- Überprüfen, ob etwas korrekt ausgeführt wird und
- Macht über jemanden ausüben.
Überprüft uns der Hund?
Nehmen wir die erste Bedeutung. Was soll der Hund überprüfen?
Ob ich aufgeräumt habe? Zuviel Kaffee getrunken habe? Mich ordentlich geduscht habe? Oder meine Frisur richtig sitzt?
Können wir sicher abhaken, oder?
Zumindest meinen Hunden ist das alles völlig egal. Und ich habe noch keinen Hund kennengelernt, dem das nicht völlig schnuppe ist.
Über der Hund Macht über uns aus?
Nehmen wir die zweite Bedeutung. Das ist wie mit der Dominanz. Wie man schon der Definition entnehmen kann, müssen da mindestens zwei beteiligt sei. Einer, der Macht ausübt und einer, der Macht über sich ausüben lässt.
Ganz im Ernst. Da klappen sich immer meine Fußnägel hoch, wenn Hundetrainer den Menschen erzählen, der Hund pisst in die Wohnung, um sie zu kontrollieren oder zu dominieren.
Oder verfolgt seinen Menschen auf Schritt und Tritt, um ihn zu kontrollieren.
Oder läuft beim Spazierengehen vor seinem Menschen, um ihn zu kontrollieren.
Oder er will ihn kontrollieren, wenn er sich erhöht irgendwo hinlegt.
Und natürlich will er seinen Menschen auch kontrollieren, wenn er zum Kuscheln kommt oder Kontakt sucht.
Was ist ein Kontrollfreak?
„Mein Hund ist ein richtiger Kontrollfreak.“ bekomme ich öfter mal von Hundehaltern zu hören.
Wenn ich dann nachfrage, stellt sich heraus, dass der Hund nicht gelernt hat, alleine zu bleiben oder vernünftig an der Leine zu gehen. Oder gelernt hat, dass es sich lohnt, so lange mit dem Spieli zu nerven, bis Mensch reagiert. Das sind wir wieder beim Starten und Beenden des Spiels.
Halt mal einen Moment inne und gehe in dich. Glaubst du wirklich, Hunde sind die totalen Kontrollfreaks? Sie haben nichts anderes zu tun als ihren Menschen zu kontrollieren? Oder alternativ zu dominieren?
Nein, verdammt noch mal. Was für eine verquirlte Scheiße. Ehrlich. Jetzt muss ich mal Tacheles reden bzw. schreiben.
Hunde sind sehr sozial
Hunde sind soziale Wesen. Wir Menschen sind ihre Sozialpartner. Es ist völlig normal, wenn sie Kontakt zu uns aufnehmen. Und ein Hund, der Streicheleinheiten mag, wird auch mal zum Kuscheln kommen.
Was hat das bitte mit Kontrolle oder Dominanz zu tun?
Warum eigentlich kontrollieren?
Wie kommt jemand überhaupt darauf, dass es sich dabei um Kontrolle handeln könnte?
Ich vermute, damit ist so etwas gemeint wie ein aufdringlicher Hund, der massiv wird, wenn sein Mensch der Streichelaufforderung nicht nachkommt.
Das hat aber nichts mit Kontrolle zu tun, sondern damit, dass der Hund gelernt hat, dass sich das forderndes Verhalten für ihn lohnt.
Oder ein Hund, der seinen Menschen an der Leine hinter sich herzerrt. Das liegt einfach daran, dass er nicht gelernt hat, vernünftig an der Leine zu laufen. Dass er mit Zerren schnell ans Ziel kommt. Es lohnt sich für ihn, zu zerren.
Hunde sind Opportunisten. Sie tun, was sich lohnt. Fertig. Das ist alles. Nix mit Kontrolle. Wenn aufdringliches Verhalten nicht funktioniert, wird der Hund es nicht zeigen. Lohnt es sich, wird er es tun. Kommt er mit Zerren zum Ziel, wird er zerren. Wenn nicht, dann nicht.
Fazit
Vergiss einfach diesen ganzen Quatsch mit kontrollieren oder dominieren.
Schau dir lieber an, welches Verhalten des Hundes dich veranlasst, zu denken, dass er dich kontrollieren möchte.
Vielleicht ist das mit der angeblichen Kontrolle gar nicht deine Idee? Es wollte dir nur jemand einreden? Dann vergiss es. Wichtig ist doch nur, ob dir gefällt, was dein Hund da tut.
Magst du das Verhalten? Dann ist die Welt doch in Ordnung.
Dir gefällt das Verhalten deines Hundes in der Situation nicht? Dann überlege, warum sich das Verhalten für deinen Hund lohnt. Überlege dir, welches Verhalten du stattdessen haben möchtest. Und dann starte damit, das erwünschte Verhalten zu trainieren.
Du bist immer im Vorteil. Du bist Herrscher über (fast) alle Ressourcen: Futter, Leckerli, Gassigänge, Streicheleinheiten, Freiheit, etc.
Du hast die Wahl, was du belohnst und was nicht. Jeden Tag. In jeder Situation. Übernimm Verantwortung, belohne, was du haben möchtest und sorge so dafür, dass dein Hund das tut, was dir gefällt.
Claudia
Endlich, endlich schreibt mal jemand wie Du, wie ich das Zusammenleben mit meiner 7jährigen Hündin auch empfinde. Diesen ganzen Kontroll-Quatsch, der mir immer erzählt wird, empfinde ich so nicht. Klar läuft mir meine Hündin immer mal in meiner kleinen Wohnung hinterher. Wenn mich das stört, schicke ich sie auf ihre Decke. Fertig. Ich liege gerne zusammen mit ihr auf dem Sofa! Sie darf auch ins Bett. Alles erhöhte Positionen… na und? Mich stört es nicht und meine Hündin ist glücklich und ich auch. Fertig. LIebe Grüße aus Hannover von Dagmar mit Cookie