Oktober 17

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Was tun, wenn der Hund knurrt?

By Claudia Hußmann

Oktober 17, 2015

Hundetraining, Hundeverhalten

Hilfe, mein Hund knurrt – Was tun?

Hund knurrtDa ich häufiger auf das Thema rund um aggressives Verhalten des Hundes angesprochen werde und immer wieder höre „Aber der Hund darf mich doch nicht ankurren!“, möchte ich hier ein paar Gedanken dazu äußern.

Nach wie vor sind viele Menschen der Ansicht, dass ein Hund nicht knurren oder seine Zähne zeigen darf und man es ihm sofort verbieten muss. Was aber passiert dann?

Der Hund lernt, dass Warnungen nicht nur unerwünscht sind, sondern auch nicht nutzen, weil Menschen sie anscheinend nicht verstehen. Und dann beißt der Hund eines Tages zu. Ganz plötzlich! Das hat er ja noch nie gemacht. Und es ging auch ganz schnell. Es gab keine Chance, dem Biss auszuweichen.

Hunde, die nicht warnen sind gefährlich

Ich denke, es ist so ziemlich das Schlimmste was passieren kann, wenn Hunde nicht mehr warnen. Im Grunde sind sie Zeitbomben, die dann irgendwann „plötzlich“ zubeissen und alle sind erstaunt, weil das ja ein so netter Hund ist, der nie geknurrt hat. 

Ich selbst hatte einen Hund aus dem Tierheim, der genau dieses Verhalten sehr gut verinnerlicht hatte. Ohne jede Warnung zubeißen, wenn ihm etwas nicht passt. Es hat mich sehr viel Mühe gekostet, dem Hund wieder beizubringen, dass er warnt und leider hat es bei diesem Hund nie zu hundert Prozent geklappt.

Deshalb appelliere ich an alle Hundebesitzer: Verbietet eurem Hund das Warnen nicht, es ist nichts Böses, sondern Teil seines Ausdrucksverhaltens. Und noch dazu ein sehr sinnvoller. Denn dann hat das Gegenüber immer die Chance zu sagen: „Okay, du willst das nicht, dann lasse ich es.“ und so einen Beißunfall zu vermeiden. Speziell Kinder sollten lernen, dass ein knurrender Hund meint: „Lass mich in Ruhe.“ Und ihn dann auch in Ruhe lassen und den Eltern Bescheid sagen. 

Trainiere unangenehme Situationen

Spätestens jetzt kommen der Aufschrei: „Aber ich kann mich doch von meinem Hund nicht anknurren lassen!“ Doch, kann man – es ist auf jeden Fall besser als sich beißen lassen zu müssen, damit man weiß, dass ein Hund etwas nicht mag. Aber natürlich schau ich mir die Situation an, in der mein Hund mich anknurrt. Handelt es sich um etwas, von dem ich der Meinung bin, dass der Hund es akzeptieren muss, trainiere ich die Situation, damit der Hund keine Angst mehr hat bzw. sich nicht unwohl fühlt oder meint etwas verteidigen zu müssen. Vielleicht hat er auch einfach nur Schmerzen, wenn ich an eine bestimmte Stelle komme. Hat er bis dahin nie geknurrt in der Situation oder wenn ich ihn so angefasst habe, ist ein Tierarztbesuch angesagt. Der Hund kann nicht sagen: Mir tut mein rechtes Knie weh. Er kann es aber z.B. äußern, in dem er knurrt, wenn man dran fasst.

Ein praktisches Beispiel: Der Hund ist am Fressen, ich gehe zufällig einen Meter am Napf vorbei und mein Hund knurrt. Aus Sicht des Hundes ist das völlig okay, denn sein Fressen zu verteidigen, ist ja erst mal nicht so ganz dumm, wenn man nicht verhungern will. Was mache ich um das Verhalten zu ändern. NEIN, ich nehme ihm nicht während des Fressens dauernd den Napf weg und stelle ihn wieder hin (das sollte mal einer mit meinem Teller machen, wenn ich Bärenhunger habe), sondern statt dessen hole ich ein Stück Leberwurst aus dem Kühlschrank, gehe in Richtung Napf und gebe die Leberwurst zum Futter dazu. Wenn ich das nur eine Woche lang mache, wird mein Hund nicht mehr knurren, wenn ich in die Nähe des Futternapfes komme, sondern sich freuen, weil er gelernt hat, dass es sich lohnt. Und dann kann ich auch mal den Napf hochnehmen, etwas hineintun und ihn wieder hinstellen.

Wenn man sich für alle „Knurrsituationen“, bei denen kein Verdacht auf Schmerzen besteht, überlegt, wie man sie dem Hund angenehm und lohnenswert machen kann und entsprechend trainiert, hat man einen Hund, der meist keinen Grund zum Knurren hat und wenn er mal warnt, dann weiß man, dass etwas nicht stimmt. Wenn die Situation schon sehr schwierig ist, sollte man sich auf jeden Fall an einen guten Hundetrainer oder Verhaltensberater wenden. Aber bitte nicht an solche, die mit Gewalt arbeiten und das Warnen verbieten, denn dann haben wir wieder eine lebende Zeitbombe.

Claudia Hußmann

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